U18-Bundestagswahl

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U18-Bundestagswahl

Oktober 10, 2017 - 12:00
Über 1.600 Wahllokale für Kinder und Jugendliche

Bereits am 15. September durften Kinder und Jugendliche ihre Stimme abgeben: Neun Tage vor der regulären Bundestagswahl fanden die U18-Bundestagswahlen für alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren statt. U18 ist das Finale einer Auseinandersetzung mit Politik, Parteiprogrammen und den Grundlagen der Demokratie – und damit von vielfältigen Aktivitäten zur politischen Bildung.

U18 wird von Kindern und Jugendlichen für Gleichaltrige organisiert. Bundesweit öffnen Wahllokale in Jugendclubs, Räumen von Jugendverbänden, Schulen, Fußgängerzonen, auf Marktplätzen und Sportplätzen. Wählen darf, wer sonst wegen seines Alters noch nicht darf. Die Nationalität spielt keine Rolle. „Uns geht es darum, junge Menschen für die Demokratie und eines ihrer wichtigen Instrumente zu begeistern”, sagt Marcus Lehmann. Er hat 1996 U18 in einem Berliner Jugendclub erfunden. Seitdem wächst die Idee, U18 gibt es mittlerweile zu Kommunalwahlen, Landtagswahlen und zur Bundestagswahl. Sogar zur letzten Europawahl wurde U18 umgesetzt – über Deutschlands Grenzen hinaus.

Die Hürden für die U18-Teilnahme sind niedrig. Kinder und Jugendliche melden – mit oder ohne Unterstützung von Erwachsenen – ein Wahllokal auf u18.org an. Sie bereiten alles Notwendige vor: Wahlraum, Wahlkabinen, Wahlurne. Meist organisieren die jungen Menschen im Vorfeld noch Podiumsdiskussionen, vergleichen die Wahlprogramme der Parteien und beschäftigen sich mit den Abläufen und Regeln von Wahlen. Notwendiges Material entwickeln sie selbst oder nutzen, was von der Bundeskoordinierungstelle bereitgestellt wird. Stimmzettel werden zum Beispiel dort auf Basis der offiziellen Stimmzettel erstellt, nachdem die Wahlleiter über die Zulassung der Parteien entschieden haben. „U18 ist wohl die größte selbstbestimmte und selbstorganisierte Initiative politischer Bildung”, sagt Hetav Tek, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR). Der DBJR hat die Aufgabe der Koordination übernommen, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Bundeszentrale für Politisch Bildung.

In allen Bundesländern sorgen Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren dafür, dass die Informationen in alle Richtungen fließen. Für Baden-Württemberg übernahm der Landesjugendring erfolgreich diese Aufgabe: Über 160 Wahllokale öffneten ihre Pforten, fast 27.000 Kinder und Jugendliche gaben ihre Stimme ab.

Die Ergebnisse unterscheiden sich von denen der Bundestagswahl am 24. September: Entgegen vieler Vorurteile wählten Kinder und Jugendliche weniger demokratiefeindliche Parteien: In Baden-Württemberg war die CDU die stärkste Kraft mit 31,7%, gefolgt von Grünen mit 20,4%, der SPD mit 16,1%. Die AfD erhielt von den U18-Wählerinnen und Wählern mit 6,1% deutlich weniger Stimmen als von den tatsächlichen Wähler/-innen. FDP mit 5,5% und LINKE mit 5,2% wären ebenso in den Bundestag eingezogen – ginge es nach den Kindern und Jugendlichen.

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